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Cargo Center Graz: Norden und Süden im Visier

Das Cargo Center Graz, größter Güterterminal im Süden Österreichs, ist mit dem Hafen Koper eng verbandelt. Doch auch die Nordhäfen sollen besser angebunden werden.  

Österreichs größter Güterterminal im Süden des Landes, das Cargo Center Graz (CCG), will seine Drehscheibenfunktion im Zentrum der Steiermark mit leistungsfähigen Antennen-Verbindungen weiter ausbauen. Derzeit rollen zwischen dem CCG-Terminal in Werndorf und dem Adriahafen Koper wöchentlich fünf bis sechs Ganzzüge, die von Koper nach Werndorf meist zu 100 Prozent ausgelastet sind. Der Großteil des Importvolumens ist für einen wichtigen langjährigen Kunden reserviert, der das Cargo Center Graz als zentralen Logistik-Hub für Mittel-, Süd und Südosteuropa nutzt. Die Aufstockung der Umläufe erfolgt aufgrund der großen Nachfrage von zusätzlichen Kunden, die die Qualität dieser CCG-eigenen Kombiverbindung schätzen und vermehrt nachfragen.

Der guten Importauslastung steht eine noch nicht adäquate Auslastung im Export gegenüber, und hier will Christian Steindl, Vertriebsleiter im CCG, stark Gas geben, um auch von Werndorf nach Koper die Züge mit möglichst vielen Boxen vollzubekommen. Die Koper-Züge werden vom CCG aktiv an Speditionskunden vermarktet, zumal das Auslastungsrisiko für diese Züge beim CCG liegt. Mehr Container auf die Züge bekommen will Steindl von Verladern aus der Steiermark, Kärnten, Oberösterreich und Teilen von Niederösterreich. Vor allem „Asien-affine“ Importeure und Exporteure aus dem oberösterreichischen Wirtschaftsraum will der gebürtige Linzer mit seiner Akquisitionsoffensive erreichen.

Steindls Blick richtet sich aber nicht nur nach Koper, sondern auch zu den Nordhäfen, die mit dem CCG auch über den Hafen Enns mit Antennen verbunden sind, und hofft, Verlader und Spediteure zusätzlich mit auf die „grüne“ Schiene zu bekommen. Koper ist zwar Österreichs wichtigster Überseehafen mit 5,6 Mio. Tonnen im vergangenen Jahr 2013. Doch auch die Nordhäfen mit Rotterdam (3,4 Mio. t) und Hamburg (3 Mio. t) spielen bei Österreichs Verladern eine wichtige Rolle. Hamburg beispielsweise ist der wichtigste Umschlagplatz für österreichische Exportcontainer mit 275.000 TEU im vergangenen Jahr. Über Europas Nordhäfen werden 54 Prozent aller heimischen Exporte und Importe abgewickelt. Koper, Rijeka oder Constanța beispielsweise kommen auf 46 Prozent.

Ladung aus Oberösterreich nach
Koper routen
Zwischen CCG und dem Donauhafen Enns gibt es derzeit zwei wöchentliche Shuttle-Services, die vom heimischen Kombi-Operator Roland organisiert und vermarktet werden. Exporte aus dem starken oberösterreichischen Wirtschaftsraum und aus dem Mostviertel Richtung Koper zu ziehen ist das Bemühen des CCG, wobei im vergangenen Jahr zweistellige Zuwachsraten beim Terminalhandling verzeichnet wurden. Koper wird für die südösterreichische Wirtschaft immer mehr eine zusätzliche Alternative zu Europas Nordhäfen, nicht zuletzt wegen der steigenden Zahl von direct calls verschiedener Reedereien, die ihre Schiffe direkt über die Adria schicken und an den Kais von Koper, Venedig oder Rijeka anlegen lassen. Die Direktdienste führen dazu, dass die Seefrachtraten ex Asien bis nach Koper günstiger werden und Koper mehr Ladung von und nach Österreich gewinnt.
Eine markante Schwachstelle gibt es allerdings auf dem Weg von Oberösterreich in die Steiermark. Und das ist die Bahnstrecke über die Pyhrnroute. Züge über die Pyhrnstrecke zu fahren, heißt in der Praxis, dass eine Lok allein nicht ausreicht und eine zweite sogenannte Nachschiebelok notwendig ist, um maximal 1.450 Tonnen schwere Güterzüge über die Bosruck-Strecke zu bringen. Das ist teuer – pro Zug kostet eine Nachschiebelok rund 2.000 Euro. Das lässt den Bahntransport gegenüber der Straße ins Hintertreffen geraten.

Da der Ausbau dieser Bahnstrecke wohl noch einige Jahre auf sich warten lässt, und obwohl die Steiermark und Oberösterreich nichts dafür können, dass ein Berg und der über Jahrzehnte vernachlässigte Schienenausbau eine nachhaltige Verlagerung von der Straße auf die Schiene verhindern, tritt der steirische Spartenobmann für Verkehr in der Wirtschaftskammer Steiermark, Franz Glanz, mit einer Idee auf den Plan: Er will eine kosten- und diskriminierungsfreie Förderung von Vorspann und Nachschub über den Pyhrnpass für die schweren Güterzüge erreichen. Würde man die Nachschiebeloks in einen Pool einbringen und aus diesem die Lok für die von verschiedenen Traktionären über die Pyhrnstrecke gezogenen Züge abrufen, „könnten wir 25 Prozent der derzeitigen Kosten auf der Strecke zwischen Oberösterreich und der Steiermark einsparen“, hebt Steindl hervor.

Mit diesem Pool-Modell könnte man viel bewirken, weil erstens der Kombi-Verkehr auf dieser Route preislich attraktiver wäre und zweitens mehr Güter auf die Kombi-Schiene kommen würden, sind sich Steindl, Glanz und der oberösterreichische Logistiker und Spartenobmann Hannes Hödlmayr sicher, die das Modell gerne mit einer Studie objektiviert haben wollen, um damit im Verkehrsministerium auf Gehör und Zustimmung zu stoßen. Den kostengünstigeren Einsatz der Nachschiebeloks in einem Pool zu organisieren, würde dem Verkehrsministerium die Möglichkeit eröffnen, die verkehrspolitischen Ziele der österreichischen Bundesregierung und der Europäischen Union in einer sinnvollen Verlagerung der Verkehre von der Straße auf die Schiene zu erreichen. Und das Ganze zeitlich begrenzt, bis die Pyhrnstrecke endlich ausgebaut ist.

Nadelöhr Pyhrnachse macht Wenzel Logistics zu schaffen
Einer der betroffenen Transporteure, der mit dem Engpass über den Pyhrn ein Problem hat, ist der steirische Logistiker Wenzel Logistics. Das Unternehmen fährt seit kurzem vier Ganzzüge vom CCG über diese Route nach Neuss in Deutschland. Aufgestockt wurde das Angebot um einen Zug wöchentlich, weil die Nachfrage entsprechend groß ist, freut sich Markus Himmelbauer, Geschäftsführer bei Wenzel Logistics. Die neuen Bahntunnels durch Semmering und Koralm seien für die Steiermark zwar wichtige Projekte. Aber noch viel wichtiger für die steirische Wirtschaft wären aktuell der Ausbau der Pyhrnachse für den Güterverkehr, zumal rund 70 Prozent der steirischen Exportgüter über diese Strecke transportiert werden. Ein Ganzzug über diese Strecke bedeutet höhere Kosten und mehr Zeitaufwand, weil den Zügen bei der Traktion die schon erwähnte zweite Lok vorgespannt werden muss.

Gemeinsam mit dem Cargo Center Graz und Sozialpartnern will die steirische Wirtschaft bzw. Industrie jetzt eine Initiative für den Ausbau der Pyhrnstrecke starten. Wenzel betreibt seit zehn Jahren kombinierten Verkehr Schiene-Straße – und die Bilanz fällt für Himmelbauer zwiespältig aus. Vor zwei Jahren erlebte die Liebe zum Kombi-Verkehr wegen der Rahmenbedingungen (weniger Volumen bei gleichen Kosten) einen starken Niedergang, doch die Liebe ist wieder erstarkt und „wir glauben an den Kombi-Verkehr“, so der Manager.

Quelle: Logistik express Fachmagazin 2/2014

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