Corona-Pandemie: Fragen, die sich Logistikkunden stellen

Der Logistikdienstleister Dachser Schweiz hat sich unter seinen Kunden umgehört, welche Fragen ihnen derzeit unter den Nägeln brennen. Urs Häner, Managing Director European Logistics Switzerland, und Samuel Haller, Country Manager Schweiz für das Geschäftsfeld Air & Sea Logistics, Dachser Spedition AG, geben Antwort.

Es ist wieder Homeoffice angesagt. Kann ich trotzdem meinen Disponenten telefonisch erreichen oder läuft die Kommunikation nur noch schriftlich per E-Mail?

Urs Häner: Selbstverständlich können Sie unsere Disponenten telefonisch erreichen. Aufgrund der Pandemie hatten wir in Spitzenzeiten rund ein Drittel der Belegschaft im Home-Office. Dabei handelte es sich mehrheitlich um Mitarbeitende mit administrativen Aufgaben wie beispielsweise Buchhaltung, Abrechnung, Verkauf/HR. Mitarbeitende in der operativen Abwicklung wie Export, Import, Disposition etc. waren und sind immer vor Ort. Unsere Organisation ist so aufgestellt, dass jede Abteilung immer auch vor Ort besetzt ist. Die Kommunikation mit den Kunden und die Koordination mit den Mitarbeitenden an den mobilen Arbeitsplätzen ist somit jederzeit sichergestellt.

Die Swiss, aber auch andere Fluggesellschaften, bieten immer weniger Flugverbindungen von und nach Zürich, Basel und Genf an. Termintreue ist für uns ein entscheidender Wettbewerbsfaktor.  Wie stelle ich sicher, dass meine Exportluftfrachtsendungen trotzdem pünktlich beim Empfänger ankommen?

Samuel Haller: Dachser bietet neben Direktflugverbindungen von und nach den Schweizer Flughäfen auch Luftfrachtroutings über unser Gateway in Frankfurt in Deutschland an. Hier werden Waren aus ganz Europa gebündelt und nach Übersee geflogen. Importwaren für Schweizer Kunden von anderen Kontinenten werden in Frankfurt dekonsolidiert und in Zusammenarbeit mit der Dachser European Logistics, der Landverkehrssparte von Dachser, direkt in die Schweiz transportiert. Des Weiteren bietet Dachser für ausgewählte Routen nach Amerika und Asien eigene wöchentliche Charterverkehre an. Wir versuchen, für jeden Kunden eine seinen Anforderungen entsprechende Lösung zu finden.

Die Luftfrachtraten sind in der Krise stark gestiegen. Was bedeutet das für mich als Verlader?

Samuel Haller: Der Preisanstieg bedingt eine frühzeitige Interaktion mit dem Logistikdienstleister. Dieser kann dann in Zusammenarbeit mit dem Verlader mögliche Optionen prüfen – von günstigeren Alternativ-Flugrouten bis hin zu alternativen Transportlösungen wie Sea-Air, Lkw, Bahn oder Seefracht. So entscheidet sich eine zunehmende Zahl Verlader neu für Sammelcontainerverkehre. Dachser bietet hier ein weltumspannendes Netzwerk in Kombination mit European Logistics für den Vor- und Nachlauf bis hin zu Zugverbindungen nach China an.

In vielen EU-Ländern gibt es schon wieder massive Beschränkungen des Wirtschaftslebens. Wird dies zu Verzögerungen bei Auslieferungen an /Abholung bei Kunden führen?

Urs Häner: Unser Netzwerk ist zu 100 Prozent leistungsfähig. Es kommt jedoch vor, dass wir bei der Zustellung der Sendung vor verschlossenen Türen stehen, weil die Empfänger aufgrund der Pandemie ihre Anlieferfenster neu definiert haben.

Im Frühjahr sind an vielen innereuropäischen Grenzen vorübergehend Kontrollen eingeführt worden. Es kam zu kilometerlangen Staus und Verzögerungen in Lieferketten. Welche Massnahmen hat Dachser getroffen, falls es im Schweiz-EU Verkehr erneut zu mehr Grenzkontrollen und längeren Standzeiten kommt?

Urs Häner: Während der ersten zwei Tage der Grenzschliessung kam es zu Verzögerungen. Ich möchte jedoch festhalten, dass die Schweizer und die Deutsche Zollbehörde sehr gut zusammengearbeitet haben, um Staus zu vermindern. Sollte es wieder zu Grenzschliessungen kommen, werden wir den Fahrplan mit einem längeren Grenzaufenthalt neu takten. Dies führt zu früheren Abfahrtszeiten und bedingt eine vorgängige Abstimmung mit der Verladerschaft.

Ich muss also längere Laufzeiten für Lkw-, aber auch für Überseetransporte einkalkulieren (Logistics Lead Time Planning)?

Urs Häner: Ja, das ist empfehlenswert. Unser europäisches Netzwerk hat sich aber auch in der Pandemie als absolut zuverlässig und leistungsfähig erwiesen.

Samuel Haller: Für Seefracht müssen Verlader in der Tat mit längeren Transportzeiten rechnen. Neben einem Mangel an Leercontainern führen Ausfälle von Schiffsabfahrten (Blank Sailings) und Kapazitätsengpässe in manchen Häfen, z.B. in den USA, sowie Corona-bedingte Verzögerungen bei der Zoll- und Hafenabfertigung derzeit zu Störungen in der Transportkette. Wichtig ist hier, dass Verlader frühzeitig dem Logistikdienstleister möglichst genaue Mengenprognosen anvisieren, damit eine entsprechende Planung, Kapazitätssicherung und Buchung durch diesen erfolgen kann. So genannte Backup-Carrier Modelle, um eine pünktliche Auslieferung sicherzustellen, bieten sich dabei auch an.

Anzumerken ist, dass es derzeit bei den Reedereien keine absolute Verladegarantie gibt und so genannte Rollovers, eine Verschiebung auf die nächstfolgende Abfahrt, nicht komplett ausgeschlossen werden können. Dementsprechend sollten Verlader in der Planung und Buchung Zeitpuffer einbauen, um auf der «sicheren Seite» zu sein. Von einem «Just in sequence»-Ansatz ist in der aktuellen Phase definitiv abzuraten.

Wie erhalte ich transparente Echtzeit-Informationen bei Verzögerungen im Vorlauf zum Verschiffungshafen, bei Verladungen im Hafen, bei Transshipment-Problemen oder anderen Reiseverzögerungen im Asienverkehr (Supply Chain Visibility)?

Samuel Haller: Dachser stellt auf seiner Track & Trace Plattform eLogistics entsprechende Informationen bereit, die für die Kunden jederzeit einsehbar sind. Bei absehbaren Verzögerungen werden die Kunden proaktiv durch unseren Customer Service informiert.

In den letzten Monaten sind die Seefrachtraten stark gestiegen.  Hält dieser Trend 2021 an?

Samuel Haller: Wir gehen davon aus, dass die Seefrachtraten auf hohem Niveau bleiben oder weiter ansteigen. Beispielsweise liegt der Shanghai Container Freight Index SCFI per Stand vor Weihnachten über 160 Prozent höher als vor einem Jahr. Preis ist aber aktuell nicht das Thema, sondern die Verfügbarkeit von Equipment/Kapazitäten. Wie sich die Lage nach dem chinesischen Neujahrsfest entwickelt, ist noch ungewiss. Aber Verlader können davon ausgehen, dass sich diese nicht sofort beruhigt. Unser Supply-Chain-Management hat bisher alle Probleme gut gemeistert.

Würde sich trotzdem eine detaillierte Analyse der Risiken in unserem Supply-Chain-Ökosystem in Kooperation mit Dachser lohnen?

Samuel Haller: Auf jeden Fall. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass solche partnerschaftlich und interdisziplinär mit dem Kunden durchgeführten Analysen Chancen zur Supply-Chain-Optimierung bieten und einen nachhaltigen Mehrwert schaffen.

Quelle: Dachser Spedition AG

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