Kampf gegen Fälschungen: Blockchain zieht in chinesische Logistik ein

Alibaba und JD investieren große Summen in Blockchain-Anwendungen. Neben Entwicklungen für den Finanz-, Gesundheits- und Lebensmittelbereich, soll die Blockchain-Technologie auch für mehr Transparenz in den Versorgungsketten sorgen und die Fälschung von Produkten verhindern. Chinas Präsident Xi Jinping bezeichnet die Blockchain-Technologie als Game Changer für die Wirtschaft.

Redaktion: Dirk Ruppik.

Die vielbeschworene Blockchain-Technologie findet bei den Krypto-Währungen und zunehmend in immer mehr Bereichen Anwendung. Dazu gehört auch die internationale Logistik. Weltweit führend bei den Blockchain-Patenten ist der chinesische Konzern Alibaba des Unternehmensgründers Jack Ma. Andere in der Blockchain-Technologie sehr aktive chinesische Konzerne sind JD, Tencent und Baidu. In 2017 wurden global insgesamt 406 Patente in Bezug auf Blockchain veröffentlicht – darunter 43 von Alibaba und 68 der People’s Bank of China (PBOC). Laut des Berichts von Thomson Reuters wurden 227 (56 Prozent) der 406 Patente in China beantragt. Die USA war nur für 89 (22 Prozent) der Beantragungen verantwortlich. Die Zahl der Blockchain-Patente steigt generell rasant an. Im Jahr 2016 wurden vergleichsweise nur 134 Patente in diesem Sektor verzeichnet.

Alibaba besitzt Blockchain-Patente in den Bereichen Finanzen (Ant blockchain Services für KMU), Gesundheitswesen, Lebensmittel- und Logistik-Sektor, Smart Contracts, u.v.m. Alibabas mobile und Online-Zahlungsplattform Alipay ging im August 2018 mit der Provinzregierung in Wuchang eine Partnerschaft ein, um die Authentizität von Reis via Blockchain sicherzustellen. Damit soll verhindert werden, dass gefälschte Versionen des bekannten Wuchang-Reises auf den Markt kommen. Alibabas B2C-Onlineplattform Tmall will den Reis mit einem QR-Code versehen, der Informationen über die Ernte, die Saatgutsorte, Lieferzeit, u. a. enthält. Darüber hinaus arbeitet Alibaba mit der chinesischen Regierung im Bereich Gesundheitswesen zusammen und ermöglicht den sicheren Austausch von Patientendaten von Ärztinnen und Ärzten.

Regierung und Alibaba halten nichts von Krypto-Währungen.
Anfang 2018 hat das Land der Mitte den Handel mit Krypto-Währungen und IPCO (Initial Public Coin Offerings) im Land verboten. Säuberungsaktionen im Internet werden seither regelmäßig durchgeführt. Allerdings steht die Regierung der zugrundeliegenden Technologie sehr aufgeschlossen gegenüber. Der chinesische Präsident Xi Jinping bezeichnet die Blockchain-Technologie als eine neue Generation von Technologien, „die die Struktur der künftigen globalen Wirtschaft erheblich verändern wird“. Aber ohne Restriktionen geht es auch dabei in China nicht. Ein neuer Entwurf sieht die Aufhebung der Anonymität der Nutzer von Blockchain-Diensten vor. Diese müssten dann ihren echten Namen und ihre Ausweise bei der Registrierung vorweisen. Jack Ma sagte kürzlich: „Ehrlich gesagt, weiß ich sehr wenig über Krypto-Währungen, zudem bin ich recht irritiert. Sollte die Idee funktionieren, würden sich alle Regeln des internationalen Handels und der Finanzierung verändern.“ Jing Xiandong, Geschäftsführer der Ant Financial Services Group und Direktor der Alibaba Group erklärte, dass der „Krypto-Währungs-Sektor voll von zügellosen Spekulationen ähnlich der Situation während der Internetblase in den 90er Jahren ist.“

Blockchain für transparente Versorgungsketten.
Weltweit eruieren Unternehmen den Einsatz von Blockchain-Technologien in der Logistik. Sie soll mehr Transparenz in die Versorgungsketten bringen. Geplante Einsatzbereiche sind beispielsweise die Adressierung des Problems der gefälschten Markenartikel und Güter, die fälschungssichere Aufnahme von Transaktionsdetails sowie der Kampf gegen schlechte und ausbeuterische Arbeitsbedingungen entlang der Versorgungskette. Alibaba ist der Vorreiter an der Blockchain-Front und hat sie bereits im Kampf gegen Betrug im Lebensmittelbereich, Schutz von medizinischen Daten und zur Nachverfolgung von grenzüberschreitenden Sendungen eingesetzt.

Im März 2018 erklärte Lynx International, eine Tochterfirma von Alibaba, dass Blockchain-Technologie erfolgreich in das grenzüberschreitende Geschäft des Unternehmens zur Nachverfolgung relevanter Informationen von Versendungen integriert wurde. Die Daten umfassen beispielsweise Details über die Produktion von Gütern, die Transportart, Zollabfertigung sowie Inspektion und Prüfung durch Dritte. Der große Vorteil der Technologie ist, dass die Daten nicht modifiziert werden können. Jeder Manipulationsversuch wäre leicht aufdeckbar, da die komplette Transaktionshistorie in Kopien der Blockchain überall auf verschiedenen Servern im Netz verteilt ist. Auch das Tochterunternehmen TMall hat zusammen mit Alibabas Logistiknetzwerk Cainiao bereits die Blockchain-Technologie integriert, um Sendungen in 50 Länder nachzuverfolgen. Weitere Vorstöße des chinesischen E-Commerce-Giganten sind die Zusammenarbeit mit Pricewaterhouse Coopers (PwC) im Bereich Lebensmittelsicherheit. Das „Food Trust Framework” nutzt die Blockchain, um Produkte von den Produzenten bis zu den Konsumenten zu tracken und so gefälschte Produkte isolieren zu können. Momentan wird die Technologie bei Molkereiunternehmen in Australien und Neuseeland für Alibabas TMall-Kunden eingesetzt. IBM hatte bereits im Jahr 2016 mit dem Einsatz der Blockchain in diesem Sektor begonnen. JD und Walmart ziehen bereits nach.

JD.com tätigt große Investitionen in Blockchain, AI und Automation.
Ein anderer chinesischer E-Commerce-Konzern JD.com hat im August 2018 seine neue „Blockchain-as-a-service (BASS)-Plattform ins Leben gerufen. Die JD Blockchain Open Plattform wird Unternehmen und Start-ups ermöglichen, Blockchain-Lösungen zu hosten, ohne dafür eine eigene Infrastruktur entwickeln zu müssen. Investment in AI, Automation und Blockchain gehören für das Top-Notch-Unternehmen aus China zur Pflicht. Weiterhin arbeitet JD mit chinesischen Provinzregierungen in einer Smart-City-Initiative zusammen, um Pakete mittels Drohnen und autonomen Fahrzeugen liefern zu können. Die Auslieferung via Drohnen startete bereits am Singles Day im November 2018 in der nordchinesischen Stadt Tianjin. Darüber hinaus investiert JD hunderte von Millionen Dollar in einen Fond, um Start-ups im Bereich Robotertechnik, AI, Smart Manufacturing, Smart Cities und Smart Ports zu finanzieren.

Blockchain Lab-Initiative.
Die offizielle Stimme der kommunistischen Partei Chinas „The People’s Daily“ gab im Juni 2018 bekannt, dass die Chinese Academy of Sciences (CAS) eine Initiative mit dem Namen „Blockchain Lab“ ins Leben gerufen hat. Laut des Berichts fokussiert das Programm auf BIG Data, fortgeschrittene Mathematik und Blockchain-Technologie. Das Land der Mitte will zunehmend Blockchain im administrativen Bereich und im Handel einsetzen. Dazu wurde ein Joint Venture mit dem Pekinger Blockchain-Start-up Tai Cloud Corporation gebildet. Das Unternehmen besitzt momentan 150 Blockchain-Patente. Das Blockchain „Tai Superconducting Network“ kann laut des Unternehmens hunderttausende Transaktionen pro Sekunde handeln. Tai Cloud will einen nationalen Blockchain-Standard für künftige Entwicklungen im Blockchain-Sektor für die chinesische Wirtschaft erschaffen. Zudem integriert die Regierung Blockchain zunehmend in die Guangdong Free Trade Zone, die sich in den nächsten Jahren zur Krypto-Hochburg entwickeln soll. Im 13.-Fünfjahresplan (2016 bis 2020) ist die Blockchain-Technologie ebenfalls als Kernprinzip verankert. China strebt die Führung im internationalen Blockchain-Entwicklungssektor an. Da weltweit, auch in den USA sowie in der EU, große Investitionen in diesem Bereich getätigt werden, bleibt dem Land der Mitte keine andere Wahl.
(DR)

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 1/2019

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