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Transportengpässe befeuern Preisspirale in Europa

Die Wirtschaft in Europa leidet unter gestiegenen Energiepreisen sowie steigenden Material- und Personalkosten. Die Transportdienstleister im Straßengüterverkehr legen daher Transportkapazitäten still. Das verschärft das Ungleichgewicht, wie das Timocom Transportbarometer belegt. 

Trotz anhaltender Lieferengpässe, dem Mangel an Rohstoffen und fehlenden Zulieferteilen in der Produktion, ist der Transportbedarf auf der Straße nach wie vor hoch. Während die Nachfrage weiter steigt, befeuern der Fahrermangel und die Transportengpässe die Preisspirale. Das Verhältnis von Frachtangeboten zu Laderaumangeboten in Europa ist in einem immensen Ungleichgewicht, das sich im Verlauf des zweiten Quartals deutlich abzeichnet: Das Verhältnis von Frachten zu angebotenem Laderaum in Europa lag im Juni durchschnittlich bei 85:15.

„Die Bedeutung, kurzfristig Laderaum am Spotmarkt zu bekommen, hat trotz höherer Kosten zugenommen. Alle reden von Preisen, aber hier zeigt sich, dass die Verfügbarkeit von Transportkapazitäten aktuell wichtiger ist als ein günstiges Angebot“, betont Gunnar Gburek, Head of Business Affairs, Timocom.

Etwas Entlastung am Markt könnte der Ende Juni vorgelegte Lösungsvorschlag der EU-Kommission bringen. Demnach soll ukrainischen Berufskraftfahrern der Zugang zum europäischen Arbeitsmarkt erleichtert werden. So sollen geflüchtete ukrainische Fahrer für die Dauer ihres Schutzstatus mit ihrem ukrainischen Führerschein in der EU fahren dürfen, ohne ihn umzuschreiben. Außerdem sollen Berufskraftfahrerqualifikationen aus der Ukraine europaweit anerkannt werden.

In Polen zeichnen sich wieder erste Kapazitätszuwächse ab: Die Nachfrage nach neuen Lkw steigt. Laut polnischer Fachmedien planen 70 Prozent der dort ansässigen Transportunternehmen trotz hoher Preise, neue Fahrzeuge zu kaufen. Allerdings ist das Angebot an Neufahrzeugen gering: Spediteure müssen mehrere Monate bis sogar ein Jahr auf ein neues Gefährt warten.

Mit dem Inkrafttreten des Mobilitätspakets I können viele Transporteure, die noch keine EU-Transportlizenz für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen erhalten oder beantragt haben, seit dem 21. Mai keine internationalen Transporte innerhalb der Europäischen Union mehr durchführen. Die grenzüberschreitenden Transporte bis 3,5t von und nach Polen gingen im Juni im Vergleich zum Vormonat um 38 Prozent zurück, während die Frachteingaben im zweiten Quartal insgesamt um 4 Prozent zunahmen. Ein Grund ist der Zuwachs des E-Commerce-Geschäfts, auch durch die Verlagerung ukrainischer Unternehmen nach Kriegsbeginn nach Polen.

Die aktuelle Situation in der Logistik hat die Nachfrage nach Lagerflächen in Polen angekurbelt. So hat der Transport von Weizen aus der Ukraine zusätzlichen Lagerbedarf in Polen erzeugt. Das Angebot an leerstehenden Lagerflächen ist im ersten Quartal 2022 von 3,9 Prozent auf 3,3 Prozent gesunken. Dieser Trend setzt sich im aktuellen Quartal fort und lässt die Mietpreise steigen.

Mit dem Transportbarometer analysiert das FreightTech-Unternehmen Timocom seit 2009 die Entwicklung von Transportangebot und -nachfrage in 46 europäischen Ländern. Mehr als 147.000 Nutzer generieren täglich bis zu 1 Mio. internationale Fracht- und Laderaumangebote im Smart Logistics System.

www.Timocom.de

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